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Mit Kindern über den Krieg reden

Aktuell brechen die Ereignisse vehement über uns herein, guten Tag, die nächste große Krise ist da: Krieg in der Ukraine! Sondersendungen im Fernsehen, permanente Mitteilungen über das Internet. Friedensdemos finden auf den Marktplätzen statt. Der Angriff auf die Ukraine ist derzeit überall Thema. Aber wie können Sie darüber am besten mit Ihren Kindern reden?

Vorab: Sie haben wahrscheinlich für sich schon den richtigen Weg und das richtige Maß gefunden, mit Ihren Kindern über den Krieg im Osten Europas zu reden. Hochbegabte Kinder interessieren sich häufig besonders stark für gesellschaftspolitische Ereignisse und sind möglicherweise auch sehr sensibel. Und das kann auch schon in sehr jungen Jahren beginnen. Wir möchten Ihnen folgende Gedanken als Ergänzung mitgeben, um gut mit Ihren Kindern durch die aktuell turbulenten Zeiten zu kommen.

Fangen Sie bei sich an

Bevor Sie mit Ihren Kinder über die aktuellen Ereignisse reden, lohnt sich der Blick auf Sie selbst. Sensibilität beginnt bei der eigenen Person und ist ein für sich selbst oft unterschätztes Thema. Wie fühlen SIE sich angesichts der aktuellen Lage? Wie gehen Sie derzeit mit der Situation um? Sind Sie besorgt, sind Sie ängstlich, oder blicken Sie hoffnungsvoll in die Zukunft? Konsumieren Sie jede Information, die Sie über den Konflikt bekommen können, oder versuchen Sie, das Thema möglichst weit weg von sich zu schieben? Verhalten Sie sich selbst so, wie Sie denken, dass es passend ist? Wenn Sie Ihren Kindern die Angst nehmen wollen, während Sie sich kontinuierlich am Smartphone über die neuesten Ereignisse informieren, kann das eine andere Wirkung haben, als Sie erhoffen.

Wie bei jedem schwierigen Thema, sollten Sie sich Ihrer Position klar und bewusst werden und sich möglichst authentisch verhalten, um einen guten Ankerpunkt und Anlaufpunkt für Ihre Kinder darzustellen. Achten Sie zuerst vor allem auf sich, und dass Sie das richtige Maß an Information für sich finden.

Leider hinter der ZEIT-Paywall, ein guter Artikel zu dem Thema:
Wie man angesichts der Nachrichtenlage nicht die Hoffnung verliert

Thema in der Schule und zu Hause?

Bei hochbegabten Kindern wirkt häufig verstärkend die Komponente der Hochsensibilität mit. Es geht nicht nur um die inhaltlichen Fakten, sondern auch um Aspekte wie Gerechtigkeit und den Blick auf Gut und Böse. Behalten Sie bitte gerade das immer im Hinterkopf.

Die aktuellen Ereignisse sind so einschneidend, dass möglicherweise auch in der Schule darüber gesprochen wird. Finden Sie heraus, ob der aktuelle Konflikt Thema in der Schule ist. Sprechen die Klassenlehrer:innen mit ihren Kindern darüber? Und was geben Ihre Kinder von dem Gespräch wieder? Wie sprechen die Kinder untereinander über das Thema? Passt das Thema zu Ihrer Haltung?

Aus einem solchen Gespräch können Sie gut heraushören, was für Fragen Ihr Kind noch hat, die es vielleicht von sich aus zu Hause nicht gestellt hätte. Eine andere Sicht fördert auch das eigene Nachdenken, und es ist gut, dass Ihr Kind nicht nur Informationen über Sie aufschnappt. In bestimmten Kontexten ist es jedoch wichtig, dass Sie die Aspekte kennen, einordnen und mit Ihrer Meinung ergänzen können.

Medienformate für Kinder

Die taz schreibt zur Thematisierung des Krieges zu Hause im Interview mit Romy Geiger von den Kindernachrichten beim ZDF:

taz: Frau Geiger, wie erklärt man einem Kind, was ein Krieg ist?

Romy Geiger: Man sollte die Kinder nicht anlügen. Viel wichtiger ist, wie man die Wahrheit beschreibt. Wenn man Krieg erklärt, dann sagt man natürlich auch, dass Menschen gegeneinander kämpfen und sterben. Viele Kinder haben Angst davor, dass der Krieg nach Deutschland kommt, dass ein Weltkrieg ausbricht oder dass ihnen etwas passiert. Man sollte ihre Sorgen ernst nehmen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Wir als Kindernachrichtenredaktion versuchen aber immer, mit einem positiven Ausblick aus dem Thema rauszugehen. Zum Beispiel erzählen wir dann, dass es Menschen gibt, die sich für Hilfe einsetzen. So wollen wir auch in schlimmsten Sachlagen Hoffnung geben.

https://taz.de/Mit-Kindern-ueber-Krieg-sprechen/!5835382/

Viele Fernsehsender geben sich derzeit große Mühe, den aktuellen Konflikt kindgerecht aufzubereiten. Nachrichten schauen kann wichtig sein, auch für Kinder, aber vielleicht achten Sie darauf, dass Sie im Beisein Ihres Kindes nicht zu viel Informationen über den Krieg konsumieren, und das Kind doch über den Weg der speziellen Kinderformate an Nachrichten heranführen. Nehmen Sie die Tagesschau auf und schauen Sie sie zeitversetzt, und stattdessen schauen Sie vorher mit Ihrem Kind ab und an Kindernachrichten. Auch wenn Sie mit Ihrem Kind bisher die Tagesschau gemeinsam gesehen haben, sollte dieses Ritual vielleicht zwischenzeitlich ruhen – auch uns Erwachsenen wird es momentan schnell zu viel.

Sehr gut aufbereitet sind die Kindernachrichten auf dem KIKA bzw. im ZDF:
logo! (KIKA) und logo! (ZDF)

Vielleicht eine Friedensdemo besuchen?

Eine Demonstration kann, wenn sie gut organisiert ist, einen bleibenden, stärkenden und hoffnungsvollen Eindruck hinterlassen. Sie und Ihre Kinder bekommen mit, dass viele andere sich ebenso um die Zukunft sorgen und mit den aktuellen Ereignissen nicht einverstanden sind – und gemeinsam für demokratische Werte und gesellschaftlichen Zusammenhalt einstehen. Durch die vielen Transparente bekommt Ihr Kind auch wieder bestimmte Aspekte mit, die Sie dann mit Ihrem Kind entsprechend einordnen können. Wichtig ist hier, wie bei jeder Demo, vorab zu prüfen, wer die Organisation vornimmt, um die Beweggründe wie auch mögliche Ausschreitungen vor Ort einschätzen zu können.

Und vor allem kommen bei dem Besuch einer Demo die ganz besonderen Aspekte der Emotionalität zum tragen, hier wird Gut und Böse thematisiert, hier geht es um Gerechtigkeit, hier findet etwas statt, was ihr Kind emotional anspricht, wofür es empfänglich sein kann und was gleichzeitig zeigt, dass man auf diese Weise aktiv werden und gegen die Ohnmacht angehen kann.

Größere Kinder können sich vielleicht auch allein oder mit Ihnen zusammen informieren, was es bei Ihnen in der Gegend für Hilfsangebote gibt (bspw. (Kirchen)Gemeinde, Diakonie, DRK o.a.). Dort können entweder konkret Hilfsgüter/-gelder gesammelt werden, vielleicht kann man aber auch in der Organisation, im Weiterleiten von Informationen tätig werden oder sich dort einfach informieren, auf welchem Weg im Rahmen der eigenen Möglichkeiten Unterstützung möglich ist.

Und zum Schluss: auch mal abschalten

Am Ende des Artikels kommen wir wieder auf den Anfang zurück: Finden Sie selbst ein gesundes Maß, sich über den Krieg zu informieren und ebenso über ihn zu sprechen. Auch Ihnen selbst zuliebe. Machen Sie den Konflikt nicht zum zentralen Punkt in Ihrem Familienleben. Zwischendurch einmal abzuschalten und einfach etwas Schönes mit der Familie zu unternehmen ist nicht frevelhaft, sondern hilft Ihnen, Kraft zu tanken für sicher nicht immer einfache Gespräche und Momente zu diesem schwierigen Thema, das uns alle stark beschäftigt und mitnimmt.