Etwa zwei Prozent der Kinder sind überdurchschnittlich intelligent. Für die Familien bringt das durchaus Herausforderungen mit sich, weiß auch die Elterngruppe Offenburg.
Matthias Heidinger von der Mittelbadischen Presse im Gespräch mit Tímea Ircsik (1. Vorsitzende LVH) vom 23. Februar 2023
Wenn euer Kind schon okay bis gut englisch spricht und sich für verrückte Dinge aus der Welt der Mathematik interessiert, da haben wir was für euch: den Youtube-Channel numberphile. Manchmal wird da einfach etwas aus der Welt der Mathematik schlichtweg gut erklärt, manchmal sind da verrückte Dinge dabei.
Und wahrscheinlich sollte euer Kind schon etwas älter als 12 Jahre sein, idealerweise etwa 14 Jahre oder in der Oberstufe. Allerdings müsst ihr das natürlich für euch selbst herausfinden.
Beispiele
Lustig ist es, wie in einem Beitrag 1 Millionen Stellen von pi auf einer langen Rolle Papier ausgedruckt werden und die Rolle auf einem Flugplatz ausgelegt wird. Dieser Youtubekommentar hier beschreibt es ganz gut: „Completely unnecessary, but absolutely awesome!!“
Ein anderer Klassiker ist die immer wiederkehrende Frage wieso die nie endende Summierung der Zahlenreihe von 1+2+3+4+5+…. nicht wie erwartet unendlich als Ergebnis liefert, sondern -1/12.
Wer die schmale, kaum sichtbare Einfahrt zur Jugendherberge Murrhardt nimmt, um Kind oder Kinder mittwochs zum Mathe- und Politikcamp zu bringen, staunt über die Idylle, die sich dahinter auftut: eine bullerbüartige Hausfassade, umgeben von sattem Grün, davor eine kleine Traube von Kindern und Erwachsenen, alle erwartungsfroh und etwas aufgeregt, aber auch noch ein bisschen verhalten.
Wer sonntags wiederkommt zum Abholen, erlebt die Kinder draußen beim Rumtoben, Schach oder Fange spielen und versteht sofort: Mein Kind hatte hier eine tolle Zeit!
Als ich am Abholtag das Haus betrete und mit den Kindern spreche, erzählen sie mir davon – 23 waren es insgesamt, 13 Mädchen, 10 Jungen, zwischen 8 und 16 Jahren alt, die kleineren mit großen Geschwistern dabei. Manche von ihnen kommen schon seit Jahren ins Camp, verabreden sich miteinander für die Teilnahme. Für Simon, 11, und Johann, 10, war es das erste Mal. „Wir haben ganz viel Werwolf gespielt, das war cool! Und draußen mit den großen Schachfiguren, und Pokemon, und eine Schnitzeljagd haben wir gemacht und Stockbrot.“ Es hat ihnen richtig gut gefallen, sagen sie. Und was war eigentlich mit Mathe? „Mathe war auch gut, viel besser als in der Schule, mit Knobelaufgaben und Spielen.“ Zwei Mathelehrer betreuen an drei Vormittagen die jüngeren Kinder, ermöglichen neue Zugänge zur Mathematik, lassen die Kinder Freude daran haben und fordern sie, wie es sonst oft nicht möglich ist. Die Nachmittage sind dann für Freizeitaktivitäten reserviert, eine kleine Wanderung zu historischen Spots in der Umgebung, Eis essen gehen, spielen.
Die Großen zwischen 14 und 16 Jahren, die am „Policamp“ teilnehmen, haben jedes Jahr ein anderes Thema, das sie gemeinschaftlich bearbeiten. Dieses Mal ging es um die Idee und Ausarbeitung eines eigenen Start-ups. Gemeinsam arbeiten die Jugendlichen an einem Business Model und lernen, wie sie einen Businessplan erstellen. Die Gruppe erzählt von ihrer Geschäftsidee. „Unsere Idee war, Schuhsohlen herzustellen, die die Schritte tracken und die Daten in eine App übertragen. Damit kann man nicht nur die eigene Bewegungsleistung einschätzen und sich mit anderen vergleichen, sondern es wäre theoretisch auch möglich, orthopädische Daten zu erfassen und ein GPS einzubauen.“ Was daran so gut war, will ich wissen. „Wir haben das alle zusammen gemacht. Das Ziel ist, gemeinsam etwas zu erreichen. Das Tolle hier ist das produktive Arbeiten an coolen, spannenden Themen mit Gleichgesinnten!“ Was sie sonst noch gemacht hätten, frage ich weiter. „Magic spielen, zum Beispiel, das war echt super. Und wir haben uns die Schnitzeljagd für die Kleinen ausgedacht.“ Die Begeisterung ist spürbar: „Wir würden alle wieder herkommen!“
Am Abend des ersten Tages hatte mein Sohn mich noch angerufen, weil er Heimweh hatte. Versuchen wollte er es dann aber doch. Als ich mich jetzt mit meinem etwas müden, aber glücklichen Kind auf den Heimweg mache, sagt er: „Ach Mama, schade, dass es schon vorbei ist! Ich will auf jeden Fall nächstes Jahr wieder dabei sein!“
Das Programm richtet sich an wissbegierige Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren und bietet eine Vielzahl spannender Workshops. Von lebensrettenden Maßnahmen über Informatik und Filmemachen bis hin zu 3D-Druck und Bionik – für jedes Interesse ist etwas dabei.
„Creative-LAB“ vom 14. August bis 25. August 2023
Die Workshops des SommerKinderColleges finden täglich von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr in den Räumen der DHBW Karlsruhe statt. Hier können die Teilnehmer*innen ihre Kreativität entfalten und interaktiv mitmachen. Das Programm startet mit lebensrettenden Maßnahmen, bei denen die Nachwuchsstudierenden erfahren, wie man Leben retten kann und sogar einen Blick ins Innere eines Rettungswagens werfen dürfen. Aber auch Themen wie Upcycling oder Stop-Motion stehen auf dem Programm.
Diese Veranstaltungen bieten eurem Kind eine breite Palette von Workshops.
Ihr seid sicher immer wieder auf der Suche nach interessanten Wettbewerben, die sich mit Logik befassen. Dieser hier ist eher im sprachlichen Bereich angesiedelt.
Die Deutsche Linguistik-Olympiade ist ein bundesweiter Schülerwettbewerb, der am 01. Februar 2023 startete, aber zu dem man sich auch weiterhin anmelden kann. Der Wettbewerb geht über verschiedene Runden, Runde 1 läuft den kompletten Februar, ihr könnt also euch den gesamten Februar noch anmelden. Runde 2 startet im März, Runde 3 im Mai.
Die Rätsel basieren meistens auf Daten von natürlichen Sprachen. Es gilt, Muster zu erkennen, zu Lautsystemen, Schriftsystemen, Zahlsystemen, zu Wortbildung, Satzbau, und weiteren Aspekten. Sie bieten damit auch einen spielerischen Einstieg in die Welt der Sprachen und der Sprachwissenschaft.
Spannende Kurse, Austausch, Auszeit – im Haus Saron im Schwarzwald kommen Hochbegabte auf ihre Kosten
Das Haus Saron in Wildberg
Um 20 Uhr wird es ruhig im Haus Saron in Wildberg: Der Kurs „Geheimschriften für Fortgeschrittene“ beginnt. Der 9jährige Leon hört gebannt zu; sein Wissen geht weit über das gleichaltriger Kinder hinaus. Er ist hochbegabt und Mitglied im Landesverband Hochbegabung Baden-Württemberg e. V. Der gemeinnützige Verein mit 345 Mitgliedsfamilien bietet Eltern und Kindern die Möglichkeit zum Austausch. Zweimal im Jahr können sie an einem Familienwochenende teilnehmen.
Für Leon bringt eine „normale“ Schulwoche viele Herausforderungen. Der Unterricht wird seinem Wissensdrang nicht gerecht, er lernt kaum etwas, was er nicht schon lange weiß. Er stört oft und in seiner Klasse fühlt er sich allein. Manche Lehrkräfte haben ihm bereits ADHS „bescheinigt“: Dabei fällt es ihm nur schwer, sich für die langweiligen Inhalte zu motivieren. Hier beim Familienwochenende kann er sein, wie er ist, denn die anderen sind genauso.
Aus ganz Baden-Württemberg, darunter aus Ludwigsburg, Lörrach, Göppingen, Kehl, Herrenberg, Reutlingen und Aalen, kommen die insgesamt 15 Familien und jede bietet einen 90minütigen Kurs für die Kinder und Erwachsenen an. Das Angebot geht vom Ringen und Raufen, dem Kartenspiel Magic über die Herstellung von Waschmittel und Trinkschokolade bis zu Programmieren.
Das Kartenspiel Magic zieht alle ab 8 Jahren in den Bann
Viele der anwesenden Kinder tun sich in der Gemeinschaft schwer, nachdem die meisten von ihnen etwa im Alter von 4 Jahren feststellen, dass sie anders sind – und diese Andersartigkeit als Mängel erleben. Bei Veranstaltungen mit anderen Hochbegabten kommen die Kinder meistens sehr gut miteinander zurecht: Sie teilen die gleichen Interessen, haben oft den gleichen schrägen Humor und verstehen sich nicht selten ohne Worte, auch über die Altersgrenzen hinaus.
Der 18-Jährige spielt Magic mit einer Elfjährigen, die 17-Jährige diskutiert mit dem Achtjährigen über das englische Kinderbuch, auf Englisch versteht sich. Eine 9-Jährige, die sich für Astronomie interessiert, erklärt einem 16-Jährigen den Abendhimmel. Und das mit einer Konzentration und Ausdauer, die sogar so manche Eltern verwundern. Nicht wenige der teilnehmenden Kinder haben neben der getesteten Hochbegabung weitere Diagnosen wie AD(H)S und sind schon lange ins Zielfeuer der Lehrkräfte geraten oder in irgendeiner Schublade verschwunden.
Viele Mitgliedskinder tanken beim Familienwochenende Kraft für die nächsten Monate, in denen sie Langeweile, Unterforderung und Alleinsein erleben werden.
Für Leons Familie endet das Wochenende mit vielen Anregungen und Tipps: Sie werden für Leon das rote Magic-Deck anschaffen und ihn beim Krypto-im-Advent anmelden, wo er sich weiter mit der Entschlüsselung von Geheimschriften beschäftigen kann. Und sie freuen sich schon auf das nächste Familienwochenende, denn ab Januar beginnt der Anmeldezeitraum für das Wochenende in Rot an der Rot – Leon wird mit seiner Familie dabei sein!
Es gibt auch dieses Jahr verschiedene interessante Wettbewerbe in Baden-Württemberg, zu denen in regelmäßigen Abständen aufgerufen wird. Vier davon wollen wir Ihnen etwas näher vorstellen bzw. zur weitergehenden Lektüre anbieten. Jugend forscht ist sicherlich in diesem Zusammenhang der bekannteste Wettbewerb, doch auch die anderen haben ihren Charme. Die Details zur Anmeldung etc. entnehmen Sie bitte den entsprechenden Websites.
Die vier Wettbewerbe in der Auflistung
Jugend forscht: „Mach Ideen groß!“
Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg
Das Online KinderCollege findet vom 9. November 2022 bis 15. März 2023 statt und ist ein kostenpflichtiges Online-Angebot für interessierte Kinder. Das Programm findet täglich statt, und ist online, also auch aus ganz BW aufrufbar. Angeboten wird es von der DHBW in Karlsruhe, jeden Woche gibt es ein anderes Thema. Siehe Flyer.
Das Programm wird gestaltet von Professor*innen, Postdocs, Doktorand*innen bzw. Expert*innen diverser Universitäten und Institute im In- und Ausland.
Nehmen Sie gerne direkt mit Frau Keller Kontakt (siehe pdf) auf, wenn Sie Ihr Kind anmelden wollen.
Göppingen/Bad Boll. Sie klagen in der Schule über monotones Wiederholen des Unterrichtsstoffs, ein zu langsames Lerntempo und zu leichte Aufgaben. Wird die Unterforderung und Langeweile zu groß, können diese Kinder zu Störenfrieden, emotional unausgeglichen oder gar aggressiv werden und in letzter Konsequenz den Kita- oder Schulbesuch vermeiden.